Sonntag, 14. November 2010

Zwei Monate MINI E

English Version

MINI E #014 fahre ich nun schon seit zwei Monaten. Bisher gab es keine Fehlfunkionen und ich bin vom elektrischen Fahren immer noch restlos begeistert.

Obwohl ich das Fahrzeug fast täglich benutze, sind die Strecken immer nur sehr kurz. Der aktuelle Tachostand ist 13067 km, d.h. seit Fahrzeugübernahme bin ich 1591 km gefahren. Dies bedeutet ca. 800 km pro Monat, was für meine Verhältnisse eher viel ist.

90% der Fahrten finden ausschließlich in der Stadt statt, die anderen 10% sind reine Autobahnfahrten im oberen Geschwindigkeitsbereich. Ausgedehnte Überlandfahrten habe ich bis jetzt nicht unternommen.

Motorgeräusch:
Im Inneren des Fahrzeuges ist das Motorgeräusch (bei abgeschaltetem Radio) wahrnehmbar und vermittelt ein gewisses Feedback über den Fahrzustand (etwa das typische Summen, das sich beim Rekuperationsbetrieb von höheren zu tieferen Frequenzen analog zur Fahrgeschwindigkeit ändert).
Da das Geräusch weder zu laut noch im Frequenzspektrum unangenehm ist, halte ich ein angemessenes und "natürliches" E-Motorengeräusch im Innenraum für sinnvoll. Ähnliches gilt ja bereits für normale Verbrennungsmotoren, die zwar einerseits mit einer aufwändigen Schalldämmung versehen werden, andererseit für den Fahrer bei gewissen Situationen (starke Beschleunigung) durchaus wahrnehmbar sein sollen.
Eine künstliche Verfremdung des E-Motorengeräusch bis hin zur akkustischen Simulation eines Verbrennungsmotors halte ich nicht für zielführend.

Das geringe Außengeräusch des Fahrzeugs empfinde ich als sehr angenehm, erfordert aber auch eine entsprechend umsichtige Fahrweise. Bis jetzt gab es eine Situation, bei der ich von einer älteren Dame beim Überqueren der Straße nicht bemerkt wurde, da sie die Straße intensiv in der mir abgewandten Richtung beobachtete. Entsprechend überrascht war sie, als sie dann doch bemerkte, dass ich auf der anderen Seite bereits angehalten hatte und wartete, bis sie die Straße überquerte.Ob sie mich mit einem normalen Auto  wahrgenommen hätte, wage ich aber zu bezweifeln.
Da derzeit ob der geringen Temperaturen wesentlich weniger Fußgänger und vor allem Radfahrer die Münchner Straßen bevölkern als im Sommer, sehe ich momentan noch kein Problem mit dem geringen Aussengeräusch.

Rekuperationsbetrieb:
Mit der starken Verzögerung beim Loslassen des Fahrpedals komme ich gut zurecht, da man mit dosierten Änderungen der Fahrpedalstellung die Geschwindigkeit sehr genau steuern kann.
Persönlich bin ich mehr für eine starke Bremswirkung im Rekuperationsbetrieb als für eine eher geringe Bremswirkung oder gar einem "Segelbetrieb", in dem das Fahrzeug vergleichbar mit dem Ausrollen lassen bei durchgetretener Kupplung möglichst ungebremst weiter rollt.
Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Betriebsarten für den Rekuperationsbetrieb, wie sie etwa beim A1 e-tron über Schaltwippen am Lenkrad oder (ungüstiger) über eine Vor-Auswahl am Schalthebel wie beim Mitsubishi iMiEV ermöglicht werden, mögen zwar am Anfang für ungeübte E-Mobil-Fahrer hilfreich sein, verhindern aber vielleicht eine konsequente Umsetzung und Aneignung der E-Motor-spezifischen Vorteile der Geschwindigkeitssteuerung nur über das Fahrpedal.
Da die Meinungen hierzu aber stark differieren und von Kunde zu Kunde unterschiedlich sein werden, sollte eine entsprechende Auswahlmöglichkeit bzw. eine "persönliche" Einstellbarkeit des Bremsverhaltens vorgesehen werden.

Da mir selbst die für den MINI E typische starke Verzögerungswirkung manchmal nicht ausreicht, finde ich die beim AVL eMini beschriebenen Variante - Rekuperationsleistung wird bei leichtem Antippen (Leerweg) des Bremspedales erhöht, mechanische Bremse wirkt erst bei stärkerem Druck auf das Pedal - als sinnvolle Ergänzung an.

Laden:
Bis jetzt lade ich den MINI E eher so selten wie möglich auf. Da meine Fahrten relativ vorhersehbar sind und auch ein zweites Auto zur Verfügung steht, verzichte ich darauf, das Fahrzeug stets möglichst zu 100% aufgeladen zur Verfügung zu haben.
Mit niedrigen SoCs von 40% oder Restreichweiten unter 50km habe ich mittlerweile bei kurzen Fahrten kein großes Problem mehr. Dies war zu Beginn des Tests anders. Allerdings muss ich mein gerade gewonnenes Vertrauen in die Reichweite bei niedrigen Temperaturen wieder in Frage stellen.

Der Ladevorgang ist zwar einfach durchzuführen, die Handhabung des schweren und "gstarraden" Ladekabels aber umständlich.
Ein flexibleres, vielleicht sogar selbst aufrollendes Kabel oder gar ein kabelloses Laden auf Induktionsbasis wären ein enormer Anwendungsvorteil für den täglichen Gebrauch eines Elektroautos. 


München und MINI E #014

Freitag, 12. November 2010

Reichweite des MINI E (2)

Um ein Gefühl für die bei jedem Reichweite des MINI E und der Verlässlichkeit der Anzeigen zu bekommen, notiere ich mir bei jeder Fahrt (meistens jedenfalls) zu Fahrtbeginn und zu Fahrtende folgende Daten:

  • Stand Tageskilometerzähler (Reset bei Vollladung)
  • angezeigte Restreichweite
  • Baterieladestand SoC (State of Charge)
  • Durchschnittsverbrauch (Reset bei Vollladung)
  • Batterietemperatur
In der nachfolgenden Grafik habe ich die angezeigte Restreichweite bei Fahrtbeginn und Fahrtende dargestellt. Da ich in diesem Zeitraum nur zur Arbeit und wieder zurück gefahren bin, sind die Auswertepunkte recht gleichmäßig ca. alle 10km verteilt.


Bei den ersten Fahrten war es für November relativ warm. Die Batterietemperatur lag durchschnittlich bei ca. 17°C. Die Unterschiede bei Fahrtbeginn und Fahrtende hinsichtlich Restreichweite fallen relativ gering aus.

Bei späteren Fahrten wurde es kälter, so dass die Batterietemperatur auf Werte um 12°C absinkt (bei der kurzen Fahrt von 10km erwärmt sich die Batterie um ca. 2-3°C).
Zusätzlich steigt der Durchschnittsverbrauch durch Einsatz der Heizung und der allgemein sinkende Ladestand der Batterie tut sein übriges.

Man kann deutlich erkennen, dass sich die Batterie bei mehrstündiger Pause erholt  und eine signifikant höhere Restreichweite verspricht. Diese nimmt aber während der nächsten Fahrt wieder überproportional ab. Bei der nächsten Pause kann sich die Batterie wieder erholen usw.

Nach Ende der elften Fahrt habe ich lange überlegt, ob ich bei einer Restreichweite von 21km und einem SoC von 15% das Fahrzeug laden oder noch eine 10km-Fahrt riskieren soll. Ich entschloss mich zu letzterem...

Am nächsten Morgen hatte ich vor der Fahrt eine angezeigt Reichweite von 35km und SoC von 24%, die Batterietemperatur lag bei 12°C. Die 10km zur Arbeit sollten also kein Problem sein -wohlwissend, dass der Wert bei den Temperaturen und der entladenen Batterie mit Vorsicht zu geniessen ist.Also bin ich losgefahren...
Es war die bisher unangenehmste Fahrt, da die Restreichweite und er SoC in den einstelligen Bereich abfielen, obwohl ich noch ca. 5  Kilometer zur Arbeit hatte (die Heizung hatte ich bereits kurz nach Fahrtbeginn ausgemacht). Irgendwie stabilisierte sich der Batteriezustand aber,  und bei Erreichen der rettenden Ladesäule in der Arbeit zeigten die Anzeigen wieder etwas höhere Werte an.

Fazit: meinen perönlichen Sicherheitszuschlag muss ich für niedrige Temperaturen entsprechend korrigieren. Bei noch niedrigeren Temperaturen werde ich mich vorerst nicht auf ein ähnliches Experiment einlassen...